Was ist Peer-Mediation?

 

Konflikte zu lösen ist eine Sache - Schülerinnen und Schülern die Streitschlichtung zu überlassen, eine andere. Die Jugendforschung zeigt, dass junge Menschen viele Verhaltensweisen von Gleichaltrigen, also von ihrer „Peer-Group“, erlernen. Es gibt Jugend-Probleme, die Erwachsenen praktisch nicht oder nur schwer zugänglich sind. Jugendliche sollen lernen, dass sie selbst Schwierigkeiten lösen können. Sie machen die Erfahrung, dass auch Gleichaltrige Konflikte als störend empfinden und lösen können.

Peer-Mediation ist eine Methode zur Konfliktbearbeitung in der Verantwortung von Schüler*innen. Die Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten der Mitschüler*innen werden genutzt, um Konflikte zu bearbeiten. Die ausgebildeten Mediator*innen tragen Mitverantwortung für das Zusammenleben in der Schule. Dabei lernen die "Streitschlichter*innen" Verfahren kennen, die auch für die Gestaltung sozialer Beziehungen außerhalb der Schule einsetzbar sind.

 

Grundlagen des Mediationsverfahrens
  • Anwesenheit der vermittelnden MediatorInnen
  • Einbeziehung aller KonfliktparteienInformelle, außergerichtliche Ebene
  • Freiwilligkeit der Teilnahme am Mediationsverfahren
  • Selbstbestimmung bei der Konfliktlösung: die Entscheidungsbefugnis wird nicht an Dritte abgegeben
  • Das Verhandlungsergebnis ist erst bindend, wenn alle Beteiligten zugestimmt haben
  • Es muss ein Konsens erzielt werden

 

Warum uns Peer-Mediation wichtig ist:
  • Die Selbststeuerungskompetenz der Jugendlichen wird durch die Streitschlichtung gestärkt. Die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit bei der Suche nach Lösungen ist gewährleistet. Die gefundenen Lösungen passen in das Denksystem der Heranwachsenden.
  • Der Respekt bei der Wahrnehmung anderer Menschen, ihrer Bedürfnisse, Interessen und Empfindungen, wird geübt und kann verstärkt werden.
  • Präventionsarbeit wird geleistet. Die Persönlichkeitsentwicklung wird positiv beeinflusst.
  • Konflikte werden von denjenigen gelöst, die sie verursacht haben. Eine "Stellvertretung" findet nicht statt. Die Konfliktbesprechung und die Wiedergutmachung hängen unmittelbar mit der Tat und dem Geschädigten zusammen.
  • Die jugendlichen Schlichterinnen und Schlichter beurteilen Konflikte nach anderen Gesichtspunkten als die Lehrer.
  • Die Entscheidung der Schüler, sich aktiv für das Zusammenleben in der Schule einzusetzen, hat positive Auswirkungen auf das Schulklima.

 

Konfliktregelung durch Peer-Mediation

 

Die Schüler*innen lernen die Grundhaltung der Gewaltfreiheit kennen. Sie erweitern und trainieren ihre soziale Kompetenz. Im Rahmen der Ausbildung kann ein Zertifikat abgelegt werden, das diese Kompetenzen bescheinigt und zur Tätigkeit als Peer-Mediator*in an unserer Schule befähigt. 

 

Ziele der Grundhaltung
  • Einüben der Grundhaltung der Gewaltfreiheit und der Achtung des Mitmenschen
  • Umsetzung der Forderung nach Friedensstiftung
  • Einübung des Respekts vor dem „Gegner“ als ethische Forderung der „Feindesliebe“

 

Ziele der sozialen Kompetenz
  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
  • Verbesserung der Konfliktfähigkeit
  • Wahrnehmung der individuellen Unterschiede
  • Verbesserung des Einfühlungsvermögens (Gefühle erkennen und ausdrücken)
  • Selbstbehauptung, aber auch Selbstkontrolle in sozial schwierigen Situationen
  • Verhaltensalternativen finden, Abschätzung von Verhaltenskonsequenzen
  • Erarbeitung von Problemlösungen, Förderung der Konsens-Fähigkeit, Einhalten von Abmachungen

 

Ziele der Schlichterausbildung
  • Schlichtung als nicht strafendes Verfahren kennen lernen
  • Konflikte als Gleichgestellte klären können
  • Selbstregulationskräfte (Eigenverantwortlichkeit) stärken und wirkungsvoll helfen können
  • Konstruktive, akzeptierte und verbindliche Lösungen finden
  • Training, Planspiele und Fallbeispiele in der Umsetzungsphase

 

Verankerung der Streit-Schlichtung im Schulprogramm
  • Nur wenn Schule als Ganzes das Mediationskonzept akzeptiert, kann Schlichtung erfolgreich praktiziert werden. Wir sehen die Streit-Schlichtung durch ausgebildete Schülerinnen und Schüler als eine Konkretisierung des schulischen Erziehungsauftrags: Verantwortung für das friedliche Zusammenleben wird auch den Schülerinnen und Schülern übertragen.
  • Wir kennen auch unsere Grenzen: nicht jeder Konflikt kann geschlichtet werden.
  • Bagatellen können durch die Beteiligten selbst spontan gelöst werden. Bei nicht mehr schlichtungsfähigen Vorfällen erfolgt die Konfliktregelung durch Eltern, Lehrer, Disziplinarmaßnahmen oder strafrechtliche Konsequenzen.

 

Ablauf einer Mediation

 

Das Schlichtungsgespräch ist das Herzstück der Mediation. Es ist eine strukturierte Gesprächsform mit leicht erlernbaren Schritten. Die Mediatoren unserer Schule können das Grundkonzept im Rahmen eines Freigegenstandes erlernen. Mit zunehmender Verhaltenssicherheit wird es ausgeweitet und weiterentwickelt.

  • Einleitung
  • Sichtweise der einzelnen Konfliktparteien
  • Konflikterhellung
  • Problemlösung
  • Übereinkunft